SPD Sendenhorst

Für unsere Stadt, für unser Dorf, für die Menschen.

„Frieden ist der Ernstfall, in dem wir uns alle zu bewähren haben.“

Veröffentlicht am 18.11.2012 in Gesellschaft

Bei der Gedenkfeier am Volkstrauertag 2012 hat Annette Watermann-Krass MdL, Vorsitzende des SPD-Stadtverbandes Sendenhorst, die Gedenkrede gehalten. Wir dokumentieren sie hier.

Impuls vor der Stele.

Wir beginnen die Gedenkstunde zum Volkstrauertag an der Stelle der alten jüdischen Synagoge. Diese Stele erinnert an die jüdische Gemeinde in Sendenhorst, die zur Entwicklung und Entfaltung unserer Stadt beigetragen hat.

Vor wenigen Tagen, am 09. November, jährte sich zum 74sten Mal die Pogromnacht. Überall im Land wurde an jene Nacht vom 09. auf den 10. November 1938 erinnert:

- die Nacht, in der in ganz Deutschland Synagogen brannten, Schaufenster jüdischer Geschäfte zertrümmert, Wohnungen jüdischer Bürger demoliert und ihre Bewohner misshandelt und getötet wurden;

- die Nacht, in der – für alle sichtbar – die Diskriminierung und Ausgrenzung der deutschen Juden in deren systematische Verfolgung überging, die letztlich im Holocaust an den europäischen Juden endete.

Rede am Ehrenmal

Wir stehen heute an diesem Ehrenmal in Sendenhorst, um der Toten der Weltkriege zu gedenken und für Frieden, Toleranz und Versöhnung zu werben. 67 Jahre ist der Krieg in Deutschland vorbei. Das verleitet dazu, den Volkstrauertag nicht mehr aktuell zu finden. 67 Jahre klingt weit weg.

Aber Krieg ist an vielen Stellen der Welt bis heute Alltag. Und die lange Zeit des Friedens, die wir in Mitteleuropa jetzt erleben können, ist eine Ausnahme. Es ist die längste Friedensperiode unserer Geschichte.

Es ist gut, dass wir heute zusammenkommen, um der Opfer der Kriege und der Gewaltherrschaft zu gedenken. Richtig ist, dass man Trauer nicht verordnen kann. Johannes Rau sagte 2002: „Der Staat kann nicht trauern, trauern können nur Einzelne.“

Ein gemeinschaftliches Gedenken macht jedoch Sinn und hat einen hohen Wert. Denn den Tod vieler Millionen Opfer von Krieg und staatlicher Gewaltherrschaft kann man nicht allein der individuellen Trauer überlassen. Es gibt auch eine gesellschaftliche Verantwortung und Verpflichtung zum Frieden.

Die Kriegsgräber in ganz Europa erinnern uns daran. Sie erinnern daran, auf welcher Geschichte der Frieden in Europa gründet.

Ich selbst konnte mir davon ein Bild machen, auf einer beeindruckenden Bildungsfahrt mit dem Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge. Unsere Fahrt führte uns nach Holland und Belgien. Sehr beeindruckt hat mich der Friedhof von Ysselsteyn. Hier ruhen in einer weitläufigen Anlage 85 Gefallene des Ersten Weltkriegs und mehr als 32.000 deutsche Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg, die in den Niederlanden gefallen sind. Jedes einzelne Kriegsgrab ist für uns Lebenden eine eindringliche Mahnung zum Frieden!

An diesem Ort unterhält der Volksbund eine Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte. Der Soldatenfriedhof Ysselsteyn ist zu einem Ort der internationalen Begegnung junger Menschen geworden. Er ist ein Lernort der Geschichte. Mit dieser friedenspädagogischen Jugendarbeit leistet der Volksbund seit Jahren einen wichtigen Beitrag zur Versöhnung und zur Völkerverständigung. Ich danke an dieser Stelle den Mitgliedern des Schützenvereins St. Martin, die jedes Jahr für den Volksbund eine Spendensammlung durchführen.

Neben den Gräbern, die unsere Erinnerung wach halten, sind es auch die Schicksale der Zivilbevölkerung, die zu dieser Erinnerungskultur beitragen. Es sind die Millionen Menschen, die dem Hass und dem Terror des Naziregimes zum Opfer fielen. Wir dürfen nie vergessen, wohin Arroganz, Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit, Hass und Gewalt gegenüber Menschen anderer Herkunft oder Religion oder gegenüber Schwachen führen. Der Volkstrauertag ermahnt uns, uns gegen diese Gewalt und für den Frieden einzusetzen.

Deshalb können wir heute am Volkstrauertag nicht nur einen Rückblick auf Krieg und Gewaltherrschaft in unserem Land geben. Denn es vergeht kein Tag, an dem nicht über Kriegsgeschehen in der Welt berichtet wird. Wir lesen und sehen in den Medien Berichte über den Bürgerkrieg in Syrien oder aus Staaten in Afrika, es erreichen uns Meldungen aus Afghanistan, Libyen und aktuell aus Israel. Immer ist es die Bevölkerung, die Gewalt, Angst und Tod zu erleiden hat.

Gewaltherrschaft und die Verfolgung von Minderheiten sind heute nicht immer klar einer Diktatur zuzuordnen. Auch im demokratischen Europa gibt es Ausgrenzung und Unterdrückung – wie zum Beispiel in Ungarn und auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslowien.

An eine Gruppe von Opfern wird oft nicht gedacht – an Frauen. Die Frauen, die im Krieg missbraucht und vergewaltigt wurden und die ihr Leben lang unter den Folgen zu leiden hatten. Margot Käßmann hat zu Recht gefordert: „Am Volkstrauertag sollten wir nicht nur der toten Soldaten und Widerstandskämpfer gedenken, sondern auch der Frauen, die in Kriegen sexuell missbraucht wurden“. Auch heute sind Frauen und Mädchen in Krisen- und Kriegsgebieten dieser Gefahr ausgesetzt und bleiben viel zu oft „stille Opfer“.

Die in Köln lebende Menschenrechtsaktivistin, Frauenärztin und Gründerin von medica mondiale, Dr. Monika Hauser, hat sich weltweit mit ihrer Organisation für Frauen und Mädchen eingesetzt, die in Kriegs- und Krisengebieten sexueller Gewalt ausgesetzt waren. Dr. Monika Hauser engagiert sich im Rahmen ihrer Arbeit dafür, dass die Thematik der Kriegsvergewaltigungen gesellschaftlich auf die Tagesordnung kommt und nicht tabuisiert wird. Es freut mich außerordentlich, dass ihr morgen für ihren herausragenden humanitären Einsatz der Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen wird.

Die Kriege in der Welt und ihre Opfer überall machen es umso deutlicher, wie wichtig es ist, an diesem Tag innezuhalten, zu gedenken und sich der Verantwortung zu besinnen, die die Generationen der Nachkriegszeit in Europa – gerade hier in Deutschland – tragen.

- Wir tragen Verantwortung dafür, dass Krieg nicht entsteht oder dass er ein Ende findet.
- Wir tragen Verantwortung dafür, dass Demokratie, Frieden und Freiheit den Menschen die Möglichkeit geben, ihr Leben zu leben und sich frei zu entfalten.
- Wir tragen Verantwortung dafür, dass der Terror vergangener Kriege nicht in Vergessenheit gerät.

Denn die Erinnerung daran hält unsere Leidenschaft für den Frieden wach.

Wenn wir uns am Volkstrauertag mit diesen Dingen auseinandersetzen, gehört aber auch dazu, dass wir mit Anerkennung und Respekt an die Soldatinnen und Soldaten denken, die in Afghanistan und anderen Teilen der Welt in unserem politischen Auftrag ihr Leben riskieren, um den Aufbau eines Staates zu unterstützen, in dem Demokratie und Menschenrechte bisher kaum eine Chance hatten.

Lassen Sie mich zum Schluss kommen: Es kommt nicht nur darauf an, über Frieden zu reden. Es kommt darauf an, etwas für den Frieden zu tun. Gustav Heinemann hat es mit diesem Zitat deutlich formuliert: „Frieden ist der Ernstfall, in dem wir uns alle zu bewähren haben.“

Möge diese Feierstunde dazu beitragen, dass wir diesem Auftrag Stück für Stück gerecht werden.

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